Donnerstag, 1. Oktober 2020

Bald 60 - 13

Heute vor genau acht Jahren haben wir unser Haus auf Mallorca verkauft. Ich werde jedes Jahr daran erinnert, wenn ich lese, dass sich Dirk Bachs Todestag schon wieder jährt.

 

Die beiden Ereignisse sind in mir für immer gekoppelt. Denn ich nahm mir, zurück im Hotelzimmer, zur Entspannung nach dem anstrengenden Notartermin vor der detaillierten Haus- und Grundstücksübergabe am folgenden Tag, den Laptop vor und las als erstes im Internet von Herrn Bachs überraschendem Tod.

 

Wir wohnten zu dieser Zeit bereits seit fast zwei Jahren in Deutschland, das Haus hatte beinahe 3 Jahre leer gestanden und der Verkauf hatte sich zunächst mangels Kaufinteressenten und dann wegen formaler Mängel, elend in die Länge gezogen.

 

Gekauft hatten wir das Haus vor nunmehr zirka 23 Jahren und waren zunächst nur in den Ferien dorthin geflogen. Für die Vorbereitung der kompletten Auswanderung zur Jahrtausendwende haben wir uns mehr als zwei Jahre Zeit gelassen und es dann doch ähnlich dilettantisch gemacht wie man es aus den RTL2-Auswanderersendungen kennt.

Will damit sagen, es lauerte so manche Überraschung und Schwierigkeit, die bewältigt werden musste, von der wir vorher  keine Ahnung hatten.

 

Das Häuschen war klein. Es gab DAS Zimmer, ein sehr kleines Schlafzimmer, eine Miniküche und ein winziges Badezimmer, aber auf siebeneinhalbtausend Quadratmetern Grundstück mitten im Wald.

Das etwa 15 Quadratmeter große Nebengebäude war einige Jahre das Gästehaus und später meine „Fabrik“.

 

Wasseranschlüsse gab es nicht, das Wasser wurde wie auf vielen Fincas üblich mit dem Wasserwagen in einen Wassertank gebracht und von dort in kleineren Portionen aufs Dach gepumpt.

Zusätzlich gab es eine Regenwasserzisterne aus der wir mit Armkraft das Wasser in Eimern nach oben beförderten.

 

Strom für Licht und später Laptops machten uns zwei Solarplaques. Für die Waschmaschine, die auf der Hausrückseite in einem Kabüffchen untergebracht war und für größere Stromverbraucher wie später Fernseher und manchmal Fön hatten wir einen Generator, zu dem wir etwa 100 Meter übers Grundstück gehen mussten. Was bei spätem Fernsehprogramm bedeutete, das einer von uns mit der Taschenlampe durch den stockdüsteren Wald latschen musste, um den lauten Strom abzustellen.

 

Gekocht haben wir mit Gas und geheizt mit verschiebbaren Gasöfen und einem offenen Kamin mit Holz aus dem eigenen Wald.

 

„Geduscht“ haben wir hinterm Haus, auf einer Palette, indem wir uns Wasser aus dem Eimer, im Winter auf dem Herd erwärmt, mit einer Art Schöpfkelle über den Körper gossen.

 

Wir waren mitten in der Natur. Das Haus war nur über einen Camino rural, also einen sehr holprigen Feldweg zu erreichen. Und auf den 500 Meter zwischen der Straße und unserem Grundstück gab es vielleicht 6 Häuser.

Es war herrlich. Es war abenteuerlich und ich bin aus vielen Gründen enorm froh, dass ich es erlebt habe.

 

Im 10. Jahr dort wollte ich dann in die „Zivilisation“ und der Gatte wollte schon seit Jahren von der Insel auf deutsches Festland zurück.

 

Wir sind dann zunächst zur Miete in Richtung Meer gezogen und haben von dort die Wiedereinwanderung nach Deutschland vorbereitet.

 

Mehr Details vom Leben auf der Insel und die erst komplizierte und dann durch viele Zufälle und sehr nette und vertrauensvolle Menschen geprägte Rückkehr, erzähle ich wahrscheinlich demnächst.

 

Heute soll es bei dieser Beschreibung und der Tatsache des Verkaufs bleiben. Es war nervenaufreibend, weil es sich so lange hingezogen hatte und ich schon nicht mehr an den Verkauf glauben konnte.

 

So ein Haus wird ja, wenn es alleine mitten im Wald leer steht nicht besser.

Es war schon alles, was nicht niet- und nagelfest war, gestohlen worden, viele der üppigen mediterranen Pflanzen, die sich im Normalfall ohne viel Gießen mit den üblichen Regenfällen von selbst hielten und wie Unkraut vermehrten waren ob einer enorm trockenen Saison vertrocknet.

 

Als ich am Übergabetag die Fensterläden öffnete, kamen mir einige Geckos und anderes Kleingetier entgegen.

Manche Kabel, die übers Grundstück verlegt waren, waren gekappt, kaputt oder weg und so weiter.

 

Als wir also an diesem 1. Oktober auf der Plaza Espana in Palma in herrlichem Sonnenschein vor dem Notarbüro in einem Café saßen, war ich mit den Nerven sowieso schon ziemlich fertig und das wurde auch nicht besser als sich die junge deutsche Käufer-Familie um fast eine Stunde verspätete.

Aber entgegen meiner Unkenrufe, kamen sie, unterschrieben sie und bezahlten sie.

 

Und sie scheinen mit dem Kauf zumindest für einige Zeit glücklich gewesen zu sein. Ich war nach Jahren noch einmal dort gucken und es wirkte alles schön, gepflegt und den eigenen Bedürfnissen gut angepasst.

 

Diesen Eindruck hatte ich letzten Februar nicht mehr. Da war ich das letzte Mal dort und das Haus und alles drum herum begann mir wieder einen verlassenen Eindruck zu machen. Wer weiß. Vielleicht wird es wieder weiter verkauft oder hat schon wieder den Besitzer gewechselt.

 

Häuser und Grundstücke erleben ja im Laufe ihres Lebens auch viel.




4 Kommentare:

  1. welch eine Geschichte....uns solche bgeleiten uns durch unser ganzes Leben, zeigen wie aufregend, manchmal nervenaufreibend, schön unglücklich und unsicher machend ob der richtigen Entscheidung sie waren.
    Der Blick zurück erinnert daran und irgendwie möchten wie sie auch nicht missen, denn sie machen uns zu dem Menschen der wir im Heute sind.
    Auch Häuser erzählen Geschichten,
    im Grunde jedes Ding das uns umgibt, sie sind da um aufgeschreiben und damit nicht vergessen zu werden.
    dieses ist nur eine davon...
    sehr anschaulich und plastisch erzählt.
    ich danke dir dass du sie geteilt hast...
    sie erzählt auch eine deiner Facetten...
    wie du sie durchlebt und erlebt hast...
    herzlichst danke Angelface

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    1. Herzlichen Dank dir fürs dein so erstaunlich reges Interesse.
      Ich freue mich echt!

      (wer weiß welche Facetten noch alle zu Tage treten ... bin selbst gespannt)

      lieben Gruß
      Brigitta

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  2. verzeih die Fehlerteufelchen, das Schreibprogramm spinnt manchmal
    und ich merks zu spät_:))

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