Montag, 23. November 2020

Bald 60 - 43 (Fortsetzung von Nr. 42)

 43


𝐸𝑟𝑠𝑡𝑒 𝐹𝑜𝑟𝑡𝑠𝑒𝑡𝑧𝑢𝑛𝑔 𝑣𝑜𝑛 Nr. 42

Die Mitte Dezember getroffene Entscheidung, im Januar des neuen Jahres nach Indien zu fahren, zog nun manches nach sich.

Zunächst einmal musste ich einen Flug buchen. Da wir von Mitte der 1990er Jahre sprechen, musste ich dafür in ein Reisebüro. Und um herauszufinden, wohin ich fliegen sollte, wenn ich nach Bangalore wollte, hatte ich auch nicht google maps zur Verfügung, sondern musste dafür den Atlas konsultieren, bzw. mich auf den Gatten verlassen, der Stein und Bein schwor, dass Madras der dazu nächste Flughafen sei.

Also buchte ich für Mitte Januar Hannover-Madras und zurück Bombay (heute Mumbai) –Hannover. Ich wollte ja völlig ungebunden eine Reise durch Indien machen, so wie sie sich von selbst ergab.

Sicher wollte ich zum Palmblattleser und ansonsten hatte ich zwei/drei Wünsche, was ich gerne sehen und erleben würde, das war aber nicht fix und nicht so wichtig.

Dass ich ein Visum bräuchte, erfuhr ich im Reisebüro und dass das normalerweise auch mal gerne länger als die 4 Wochen dauern könnte, die ich bis zum Abflug zur Verfügung hatte, erfuhr ich Gottseidank bei dieser Reise gar nicht, denn ich bekam es mehr als rechtzeitig.

Die Finanzierung der Reise stand auch in kürzester Zeit. Ich bekam nämlich kurz vor meinem Gang zum Reisebüro zwei voneinander unabhängige Anrufe mit der Bitte, einen bestimmten Wochenend-Kurs, den ich schon oft gegeben hatte, aber normalerweise fürs Zustandekommen selbst werben musste, im Januar zu veranstalten.

Beide Anrufer hatten Freunde und Bekannte im Schlepptau, so dass der sehr gut bezahlte Kurs komplett ausgebucht im Januar stattfand. Und zusätzlich buchte manch ein Einzelklient im Hinblick auf die kommenden drei Wochen Therapiepause noch zusätzliche Stunden vor meiner Abreise.

Ich fuhr mit so vollem Geldbeutel los, dass ich letztlich weniger als die Hälfte des Geldes brauchte und für den Rest Waren einkaufte, die ich nach der Reise in einem improvisierten Lädchen in der Garage neben dem eigentlichen Laden gemeinsam mit Modeschmuck aus Konkursen (damals auch schon) an zwei Nachmittagen pro Woche verkaufte – bis ich dann wieder in den eigentlichen Laden einsteigen musste. Aber das ist eine andere Geschichte.

Mein Gepäck bestand aus wirklich wenig Zeugs. Ich bekam es in einen kleinen Stadtrucksack und eine kleine Sporttasche. Da ich von Kleidungsgepflogenheiten in Indien, die damals eigentlich noch wichtig waren, keine Ahnung hatte, hatte ich eh die falschen Sachen mit. Und es dauerte nicht lange bis ich mir dort angemessenere Kleidung kaufte und das Mitgebrachte nach und nach in Hotelzimmern liegen ließ.

Der Flug war lang. Hannover-Frankfurt, Frankfurt-Bombay und dann Bombay-Madras. Dort angekommen, stand ich schon bald unter Schock. Ob der Menschenfülle, der Hitze, dem Staub, der Hektik und überhaupt.
Überall Menschen, die mich bedrängten, auf mich einredeten und mir irgendetwas anboten.

Ich nahm dann ein Taxi mit dem Wunsch in ein billiges Hotel gefahren zu werden. Natürlich sind sie ziemlich weit mit mir gefahren gefahren und günstig war das Hotel auch nicht.
Aber ich war erst einmal in Sicherheit. So hat sich das wirklich angefühlt.

Dort bin ich drei Tage zum Akklimatisieren geblieben. Immer mal kurz raus in die lauten, unruhigen Gassen am Stadtrand und dann wieder zum Verarbeiten all der neuen Eindrücke eine Weile zurück ins Zimmer.

Einmal wurde ich im Hotelrestaurant gefragt, ob ich mein Essen „hot“ wolle. Seitdem weiß ich, dass das in dieser Frage nicht „heiß“ heißt.
Die bedienenden Herren, die wie fast überall, wohl in angemessener Entfernung, aber im Rudel beieinanderstanden, haben sich köstlich über mich amüsiert, während sie beobachteten wie ich mit dem wirklich extrem scharfen Essen zurechtkam.

Während der drei Tage habe ich auch entdeckt, dass ich mich ziemlich weit von Bangalore entfernt befand, habe herausgefunden, dass es Nachtbusse von Madras nach Bangalore gibt und mir ein Taxi zum Busbahnhof bestellt.

Dort angekommen, konnte ich wohl ein Busticket erstehen, es ging aber das Gerücht, dass es am nächsten Tag in Bangalore einen Generalstreik geben würde.
Ab 6 Uhr morgens keine Taxen, keine Rikschas, keine Busse, Restaurants hätten geschlossen und überhaupt läge das öffentliche Leben brach.

Die einen sagten, es sei besser, nicht zu fahren und die anderen hofften, mit Glück käme der Bus vor 6 Uhr an, sodass vielleicht noch eine Rikscha-fahrt drin wäre.

Ich habe mich den anderen angeschlossen, mir einen Schwung Bananen und eine Flasche Wasser gekauft und bin in den Bus gestiegen.

𝐹𝑜𝑟𝑡𝑠𝑒𝑡𝑧𝑢𝑛𝑔 𝑓𝑜𝑙𝑔𝑡 𝑚𝑜𝑟𝑔𝑒𝑛





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