Heute vor genau acht Jahren haben wir unser Haus auf Mallorca verkauft. Ich werde jedes Jahr daran erinnert, wenn ich lese, dass sich Dirk Bachs Todestag schon wieder jährt.
Die beiden
Ereignisse sind in mir für immer gekoppelt. Denn ich nahm mir, zurück im
Hotelzimmer, zur Entspannung nach dem anstrengenden Notartermin vor der
detaillierten Haus- und Grundstücksübergabe am folgenden Tag, den Laptop vor
und las als erstes im Internet von Herrn Bachs überraschendem Tod.
Wir wohnten
zu dieser Zeit bereits seit fast zwei Jahren in Deutschland, das Haus hatte
beinahe 3 Jahre leer gestanden und der Verkauf hatte sich zunächst mangels
Kaufinteressenten und dann wegen formaler Mängel, elend in die Länge gezogen.
Gekauft
hatten wir das Haus vor nunmehr zirka 23 Jahren und waren zunächst nur in den
Ferien dorthin geflogen. Für die Vorbereitung der kompletten Auswanderung zur
Jahrtausendwende haben wir uns mehr als zwei Jahre Zeit gelassen und es dann
doch ähnlich dilettantisch gemacht wie man es aus den RTL2-Auswanderersendungen
kennt.
Will damit
sagen, es lauerte so manche Überraschung und Schwierigkeit, die bewältigt
werden musste, von der wir vorher keine
Ahnung hatten.
Das Häuschen
war klein. Es gab DAS Zimmer, ein sehr kleines Schlafzimmer, eine Miniküche und
ein winziges Badezimmer, aber auf siebeneinhalbtausend Quadratmetern Grundstück
mitten im Wald.
Das etwa 15
Quadratmeter große Nebengebäude war einige Jahre das Gästehaus und später meine
„Fabrik“.
Wasseranschlüsse
gab es nicht, das Wasser wurde wie auf vielen Fincas üblich mit dem Wasserwagen
in einen Wassertank gebracht und von dort in kleineren Portionen aufs Dach
gepumpt.
Zusätzlich
gab es eine Regenwasserzisterne aus der wir mit Armkraft das Wasser in Eimern
nach oben beförderten.
Strom für
Licht und später Laptops machten uns zwei Solarplaques. Für die Waschmaschine,
die auf der Hausrückseite in einem Kabüffchen untergebracht war und für größere
Stromverbraucher wie später Fernseher und manchmal Fön hatten wir einen
Generator, zu dem wir etwa 100 Meter übers Grundstück gehen mussten. Was bei
spätem Fernsehprogramm bedeutete, das einer von uns mit der Taschenlampe durch
den stockdüsteren Wald latschen musste, um den lauten Strom abzustellen.
Gekocht
haben wir mit Gas und geheizt mit verschiebbaren Gasöfen und einem offenen
Kamin mit Holz aus dem eigenen Wald.
„Geduscht“
haben wir hinterm Haus, auf einer Palette, indem wir uns Wasser aus dem Eimer,
im Winter auf dem Herd erwärmt, mit einer Art Schöpfkelle über den Körper
gossen.
Wir waren
mitten in der Natur. Das Haus war nur über einen Camino rural, also einen sehr
holprigen Feldweg zu erreichen. Und auf den 500 Meter zwischen der Straße und
unserem Grundstück gab es vielleicht 6 Häuser.
Es war
herrlich. Es war abenteuerlich und ich bin aus vielen Gründen enorm froh, dass
ich es erlebt habe.
Im 10. Jahr
dort wollte ich dann in die „Zivilisation“ und der Gatte wollte schon seit
Jahren von der Insel auf deutsches Festland zurück.
Wir sind
dann zunächst zur Miete in Richtung Meer gezogen und haben von dort die
Wiedereinwanderung nach Deutschland vorbereitet.
Mehr Details
vom Leben auf der Insel und die erst komplizierte und dann durch viele Zufälle
und sehr nette und vertrauensvolle Menschen geprägte Rückkehr, erzähle ich
wahrscheinlich demnächst.
Heute soll
es bei dieser Beschreibung und der Tatsache des Verkaufs bleiben. Es war
nervenaufreibend, weil es sich so lange hingezogen hatte und ich schon nicht
mehr an den Verkauf glauben konnte.
So ein Haus
wird ja, wenn es alleine mitten im Wald leer steht nicht besser.
Es war schon
alles, was nicht niet- und nagelfest war, gestohlen worden, viele der üppigen
mediterranen Pflanzen, die sich im Normalfall ohne viel Gießen mit den üblichen
Regenfällen von selbst hielten und wie Unkraut vermehrten waren ob einer enorm
trockenen Saison vertrocknet.
Als ich am
Übergabetag die Fensterläden öffnete, kamen mir einige Geckos und anderes
Kleingetier entgegen.
Manche
Kabel, die übers Grundstück verlegt waren, waren gekappt, kaputt oder weg und
so weiter.
Als wir also
an diesem 1. Oktober auf der Plaza Espana in Palma in herrlichem Sonnenschein
vor dem Notarbüro in einem Café saßen, war ich mit den Nerven sowieso schon
ziemlich fertig und das wurde auch nicht besser als sich die junge deutsche
Käufer-Familie um fast eine Stunde verspätete.
Aber
entgegen meiner Unkenrufe, kamen sie, unterschrieben sie und bezahlten sie.
Und sie
scheinen mit dem Kauf zumindest für einige Zeit glücklich gewesen zu sein. Ich
war nach Jahren noch einmal dort gucken und es wirkte alles schön, gepflegt und
den eigenen Bedürfnissen gut angepasst.
Diesen
Eindruck hatte ich letzten Februar nicht mehr. Da war ich das letzte Mal dort
und das Haus und alles drum herum begann mir wieder einen verlassenen Eindruck
zu machen. Wer weiß. Vielleicht wird es wieder weiter verkauft oder hat schon
wieder den Besitzer gewechselt.
Häuser und
Grundstücke erleben ja im Laufe ihres Lebens auch viel.
welch eine Geschichte....uns solche bgeleiten uns durch unser ganzes Leben, zeigen wie aufregend, manchmal nervenaufreibend, schön unglücklich und unsicher machend ob der richtigen Entscheidung sie waren.
AntwortenLöschenDer Blick zurück erinnert daran und irgendwie möchten wie sie auch nicht missen, denn sie machen uns zu dem Menschen der wir im Heute sind.
Auch Häuser erzählen Geschichten,
im Grunde jedes Ding das uns umgibt, sie sind da um aufgeschreiben und damit nicht vergessen zu werden.
dieses ist nur eine davon...
sehr anschaulich und plastisch erzählt.
ich danke dir dass du sie geteilt hast...
sie erzählt auch eine deiner Facetten...
wie du sie durchlebt und erlebt hast...
herzlichst danke Angelface
Herzlichen Dank dir fürs dein so erstaunlich reges Interesse.
LöschenIch freue mich echt!
(wer weiß welche Facetten noch alle zu Tage treten ... bin selbst gespannt)
lieben Gruß
Brigitta
verzeih die Fehlerteufelchen, das Schreibprogramm spinnt manchmal
AntwortenLöschenund ich merks zu spät_:))
ich sehe kein Problem :-)))
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