Zur
Vorbereitung auf unsere erste Zugreise nach Holland mit Rucksack und Zelt,
treffen wir uns bei einer von uns zu Hause.
Wir sind zu
dritt und werden wohl 16 oder 17 Jahre jung sein. Freundinnen. Jede von uns hat
das „Nötigste“, dass wir für eine Woche Campingurlaub brauchen, im Rucksack
bereits mitgebracht.
Natürlich
sind auch völlig unverzichtbare Nahrungsmittel, absolut notwendige Kleidung und
wesentliche Kosmetikartikel dabei.
Und weil wir
die Rücksäcke für zu schwer befinden, schütten wir sie in der Mitte des
Zimmers, in dem wir uns am Vorabend der Reise getroffen haben, einfach aus.
Nun liegt
alles, was wir zu brauchen dachten, aufgetürmt vor uns und wir nehmen eins nach
dem anderen in die Hand, wiegen es in der Luft und betrachten es auf
Nützlichkeit.
Jedes
einzelne Teil tun wir dann mit den Worten „wiegt nix“ und „nimmt keinen Platz
weg“ wieder zurück in einen der Rucksäcke.
Lediglich
ein Minigläschen Marmelade bleibt zwischen uns auf dem Boden liegen. In Bezug
auf das befinden wir alle einhellig, dass wir es wohl nicht brauchen werden, da
wir uns dort sowieso Marmelade kaufen müssen.
Nach dieser
Aktion sind die Gewichte gerechter verteilt, aber insgesamt ist alles genauso
schwer wie vorher. Zu schwer. Und doch schleppen wir es am folgenden Tag quer
durch Deutschland und Holland.
Damals haben
wir, bis auf die Lebensmittel, auch alles wieder mit nach Hause geschleppt.
Obwohl da manches dabei war, auf das wir, nachträglich betrachtet, in beide
Richtungen, hätten verzichten können.
Etwa acht
Jahre später bin ich für 3 Wochen nach Griechenland gefahren. Mit sehr
begrenztem Budget und kleinem Gepäck. Ich wollte beweisen, dass ich mit sehr
wenig Geld und sehr wenig Zeugs auskommen kann.
Das ist mir
gelungen. Das Minizelt, das ich neben extrem wenig Kleidung und Rei in der Tube
zu Beginn noch dabeihatte, habe ich schon auf der ersten Insel verschenkt.
Geschlafen
habe ich am Strand und gegessen habe ich hauptsächlich Tomatensalat mit Brot.
Das war das Billigste in den Restaurants und Brot in Olivenöl machte satt und
ich fand es lecker.
Auf dem
Rückweg war mein Rucksack fast leer, weil ich alles, was ich nicht dringend
benötigte einfach weitergegeben habe.
Der Beweis
ist mir gelungen und doch habe ich dann später immer wieder jede Menge Zeugs
angesammelt, von Wohnung zu Wohnung geschleppt, wieder vieles irgendwie
entsorgt, wieder angesammelt, wieder entsorgt und so weiter.
Im Grunde
ist ja jeder Besitz, auch wenn ich ihn aktuell nicht tragen muss, irgendwie
Gepäck, das spürbar ist.
Manches ist
nützlich, manches einfach nur schön und manches völlig überflüssig.
Bevor wir
nach Mallorca in das kleine Häuschen zogen, haben wir zwei Jahre lang, Dinge
aussortiert, auf dem Flohmarkt verkauft, verschenkt und weggeschmissen.
Wir wussten,
da ist wenig Platz und wir vermuteten, dass wir dort auch wenig brauchen
würden.
Aber
„denkste Puppe“. Nach der ersten Zeit der Abenteuerlust sammelten sich wieder
jede Menge Dinge an und das waren nicht nur die Materialien und Waren zum
Geldeinnehmen.
Bei unserem
Umzug nach Deutschland zurück hatten wir vermutlich doppelt so viel Dinge wie
zehn Jahre vorher bei der Auswanderung.
Jetzt wohnen
wir so großzügig, dass Aussortieren nicht nötig wäre. Denn Platz ist genügend
vorhanden.
Und doch
empfinde ich manchen Besitz als Belastung. Alles, was ich habe, muss ich ja
irgendwie pflegen. Alles braucht irgendwann irgendwelche Aufmerksamkeit.
Ich neige
zum Immerwiederaussortieren, denn ich liebe leere Fächer im Schrank und eine
Ordnung, in der ich gut überblicken kann, was ich habe.
Manchmal
denke ich an indische Saddhus, von denen ich gehört habe, die abends ihren einzigen
Besitz, die Teetasse, spülen und umdrehen. Fertig.
Falls sie
morgens wieder aufwachen, nehmen sie sie wieder in Betrieb.
Obwohl mir
die Vorstellung auch für mich gefiele, bin ich davon noch meilenweit entfernt.
Auf Minigläschen Marmelade verzichte ich allerdings seit damals bereits konsequent.
oh ja,
AntwortenLöschendas Gefühl kenne ich,
einerseits möcht man sich mit dem " Ballast" nicht belasten, empfindet ihn als unnötig und oftmals zuviel und andererseits sind es schöne Dinge an denen das Herz - warum auch immer hängt, man sich nicht trennen will.
ich glaube ja nicht dass es was mit Ordnungsliebe zu tun hat sondern einfach an der Tatasache dass man dinge schön oder nützlich findet, sie mag, weil sie eine eigene geschichte haben und man sich an Gewisses zurückerinnert
zumindest mir geht es so.
aussortieren und erneut" sammeln ist eine Spezialität von mir und ich schimpfe manchmal mit mir selber.
Dennoch Ordnung ist in jedem Chaos wenn es überblickbar bleibt und ist.
schöne Geschichte...
herzlichst angelface