Wir leben seit nun fast 10 Jahren in
Düren. Das liegt zwischen Aachen und Köln. Und als gebürtige Kölnerin mit
Vorliebe für öffentliche Verkehrsmittel besitze ich schon lange eine
Monatskarte, die Köln einschließt.
Während der diesjährigen Sommerferien
konnten sich Besitzer von KVB- und VRS-Abonnements wochentags zu zweit im
gesamten riesengroßen VRS-bereich mit Bussen, Bahnen und Zügen bewegen und am
Wochenende sogar im gesamten NRW-Netz.
Ein Service, den wir dem diesjährigen
Log-down, unserem Durchhaltevermögen (das Abo war ja „Corona“-bedingt monatelang
eigentlich kaum nutzbar) und der Großzügigkeit der Betreiber der öffentlichen
Verkehrsmittel zu verdanken hatten.
Wir, der „Gatte“ und ich haben das zum
Anlass genommen, die Gegend, in der wir nun schon ziemlich lange leben, genauer
unter die Lupe zu nehmen.
Eines Samstags haben wir zum Schweben
Wuppertal besucht. So wie viele Kölner:innen auch.
Natürlich wusste ich Wuppertal mit
einer Schwebebahn in Verbindung zu bringen, hatte aber keinerlei Vorstellung
davon, wie beeindruckend es tatsächlich ist, mitten durch die Stadt, zwischen
Häusern über die Wupper zu schweben.
Mit dem uns eigenen Glück haben wir
den allerbesten Platz an der Panoramascheibe ganz hinten im Abteil bekommen und
konnten so wirklich sehen, was unter uns war. Fantastisch.
Die Bahn war natürlich ziemlich voll
und wegen der (Corona)-Ferienerweiterung der KVB-Tickets in den NRWraum hinein
waren auch viele Kinder dabei.
Und die sind mir mit ihren Reaktionen
auf meine Art zu sprechen die Allerliebsten.
Ich spreche völlig selbstverständlich
und für mein Umfeld ganz normal „wie mir der Schnabel gewachsen ist“. Wer mich
schon lange kennt, erkennt unter dem Brummen der elektronischen Sprechhilfe
meine ursprüngliche Stimme, die ja in Ermangelung von Stimmbändern ohne
Hilfsmittel nicht mehr möglich ist und doch erzeuge ich die Worte ja noch im
gleichen Körper.
Wer mich nicht kennt, und vielleicht
auch nicht sieht, vermutet allerdings möglicherweise einen Alien in seiner Nähe.
Kann sein, dass die so klingen.
Fremde Erwachsene, die mich hören, tun
üblicherweise so als wäre nichts oder manche wenden sich einfach erschrocken
ab.
Kinder sind da viel direkter. Die
fragen zum Beispiel: `warum sprichst du so komisch?´ oder `hä? Warum klingst du
so?´ Dann sage ich, dass ich keine Stimmbänder mehr habe und das Gerät hilft,
dass sie mich hören und verstehen können. Meistens ist das Thema damit erledigt
und sie erzählen mir irgendetwas oder wenden sich wieder ihrer Beschäftigung
zu.
Wenn sie fragen, warum ich keine
Stimmbänder mehr habe, sage ich, dass ich Krebs hatte und sie mir deshalb
herausoperiert wurden. Und das eine gute Sache ist, weil mich das nämlich
wieder gesund gemacht hat. Normalerweise endet das Thema dann völlig
selbstverständlich an dieser Stelle.
Nicht so an diesem Samstag in der
Wuppertaler Schwebebahn. Zwei der Kinder nahmen nach der üblichen Einleitung,
‚warum sprichst du so komisch‘ und ‚warum keine Stimmbänder‘ das Thema Krebs
auf.
Eins der Mädchen erzählte davon, dass
ihre Mutter auch Krebs hatte und sie ganz doll Angst hätte, die Mutter zu
verlieren, weil man ja daran sterben könne und einer der Jungs zählte alle
toten Verwandten auf, die er sehr vermisste.
Die Mutter des Mädchens war dabei und
tat die deutliche und klare Sorge ab. Sie lebe ja noch und sei doch alles schon
so lange her. Vielleicht hat sie eine Chance vertan, sich ihrer Tochter und
deren Gefühlswelt zu nähern. Wer weiß, was die beiden miteinander ausmachen.
Die Begleiterin des Jungen jedenfalls
ging auf seine Erzählungen so interessiert ein, dass er sich sichtlich
aufgehoben fühlte.
Ich erinnere beide Kinder und die beeindruckende
Schwebefahrt gerne.
Die Ausflüge über Köln hinaus habe ich
beibehalten. Seit Neuestem besitze ich eine Monatskarte für den gesamten AVV-
und VRS-Bereich. In der Woche nutze ich sie alleine und am Wochenende mit dem
„Gatten“ zusammen. Schöne, interessante, gemütliche Sache, das.
Kann gut sein, dass ich hier von
weiteren Ausflügen berichten werde.
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