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Der Logarithmus von Facebook kommt mit
mir nicht gut zurecht.
Das Ausprobieren dessen, was für mich
interessant sein könnte wird immer skurriler. Heute wurde mir eine Sängerin
empfohlen, die alte Songs covert.
Und weil ich gerade nix anderes zu tun
hatte, hab‘ ich ihre Seite angeklickt und bin auf Grönemeyers „Männer“
gestoßen. Das Lied ist alt, sehr alt. Doch mich hat es in die Zeit seiner Erstveröffentlichung
zurückversetzt und ich konnte es Wort für Wort „mitsingen“.
Erinnerung klappt gut anhand von Ankern,
die uns vom Hölzchen aufs Stöckchen bringen.
Die „Männer“ brachten mich zu
Grönemeyer selbst, der damals wohl ebenfalls in Köln lebte und oft, so wie ich,
gegen Mittag in meinem Eckstammcafé im belgischen Viertel saß, sich mit Leuten
traf und vielleicht auch, wie wir alle, dort zu dieser Zeit frühstückte.
Ich wohnte in einer WG, war im Anschluss
an eine Ausbildung nun eingeschriebene Studentin, arbeitete in verschiedenen
Jobs und vor allem abends und nachts in einer Eckkneipe.
In dieser Zeit wurde ich 25 Jahre
jung, tapste verwirrt durch mein Leben und feierte meine Geburtstage noch
ausgiebig.
Einer meiner Mitbewohner jährte zwei
Tage vor mir und wir beschlossen eine große Feté zu veranstalten.
Alle luden ihre Freunde ein und mir
wollte man Herrn Grönemeyers Geburtstagbesuch schenken. Gefragt haben sie ihn
wohl. Gekommen ist er wahrscheinlich nicht.
Wahrscheinlich muss ich deshalb sagen,
weil wir aus verschiedenen Gründen den Überblick ziemlich verloren hatten.
Die 3 Tage vor dem großen Fest haben
wir nach und nach die meisten Möbel der 4 Zimmer-/100 Quadratmeter-Wohnung ins
Treppenhaus bzw. in eins der Zimmer geräumt, das dann geschlossen wurde, haben
palettenweise Mayonnaise, Nudeln, Konserven, Kartoffeln und andere Salatzutaten
beim Aldi erstanden, 100 Fladenbrote gekauft, türmeweise Bierkästen ebenfalls
im Treppenhaus verteilt und Tag für Tag Salate auf Vorrat gekocht,
geschnibbelt, vermengt und natürlich auch in Regalen im Treppenhaus gehortet. Für
den großen Tag, an dem sich dann, wie wir später durch grobes Erinnern, wer
wohl alles da war, herausfanden, 150 Leute in unserer 100 Quadratmeterwohnung
vergnügten.
Laut war‘s, schön war‘s und offensichtlich
eindrücklich. Denn dieser Facebookwerbeversuch brachte mich heute, viel mehr
als 30 Jahre später ganz leicht zu dieser und einer weiteren Erinnerung.
Mein Zimmer damals hatte ein Hochbett
und die wenigsten Möbel, sodass wir es wirklich komplett ausräumten und in
Ermangelung von Dringlichkeit auch nach Tagen noch nicht wieder eingeräumt
hatten.
So kam ich eines Morgens, einige Tage
nach meinem Geburtstag früh morgens nach Hause und einer meiner Mitbewohner
begrüßte mich verschlafen mit den Worten: „Da ist einer in deinem Zimmer, den hab‘
ich eben reingelassen. Keine Ahnung, was der will, hab‘ nicht genau zugehört“.
Was ich dann sah, als ich nachgucken
ging, war herrlich. Der einfach hereingelassene Herr war ein
Gerichtsvollzieher, der in diesem bis auf einen leeren Wäscheständer völlig
leeren Raum stand, „Kuckucksmarken“ in der Hand hatte und nach etwas suchte,
worauf er sie kleben konnte.
Ich hatte, wie so oft in der Kölner
Innenstadt falsch geparkt, in diesem Fall wohl übel, also sehr teuer falsch
geparkt und die Bezahlung des Knöllchens offensichtlich samt Mahnung übersehen.
Ich konnte den armen Mann dann leicht
aus dieser ebenso misslichen wie witzigen Lage befreien, indem ich ihm einen Scheck
über die mittlerweile aufgelaufene ziemlich große Summe in die Hand drückte.
Ob es eine Lehre war? Lange Jahre wohl
nicht. Willi der Mitbewohner hat
weiterhin einfach jeden unbeaufsichtigt rein gelassen, der geklingelt hat und
ich war noch einige Zeit sehr liederlich mit der Auswahl von Parkplätzen und
dem rechtzeitigen Bezahlen von Rechnungen.
Mein Teil daran hat sich Gott sei Dank
mit der Zeit gegeben. Vielleicht auch, weil ich manches dann irgendwann wirklich
lernen wollte.
köstlich liebe BRigitta diese Schilderung der damaligen Lebenseregnisse, du siehst mich beim lesen mächtig schmunzeln.
AntwortenLöschenSo erzählt das Leben eben seine allerschönsten Geschichten ohne dass man in die Fiktivkiste greifen und etwas erfinden muss ...
ich lese eben-muss gestehen ziemlich entzückt und entrückt HERA Lind,das Superweib - eine Autorin von der ich dachte, ich würde sie nie in die Hand nehmen und muss feststellen:ich hab mich geirrt und köstlich über ihren Stil amüsiert, sie erinnert mich wiederum an deine Schreibe...
so leicht locker und flüssig unbeschwert mit ganz viel Lokalkolorit und sehr unterhaltsam...
es gibt ja nicht viele die das so gut können...*
herzlichst angelface
Du machst mir wirklich Freude. Deine Kommentare samt ihrer Einschätzungen sind ja wirklich der Hammer. Das Superweib von Hera Lind habe ich damals gelesen als es heraus kam. An den Inhalt erinnere ich mich nicht mehr, weiß aber noch, dass ich mich so wie du am Stil erfreut und köstlich amüsiert habe. Bei dir, auf deinen Seiten kann ich gar nicht herausfinden, was die aktuellen Texte sind und wo ich bei dir kommentieren könnte. Willst du mir einen Link nennen, der mich zum jeweils aktuellen führt? Lieben Gruß und wieder herzlichen Dank dir!
Löschenliebe Brigitta, ach das freut mich aber sehr, deine freudige Reaktion...
Löschenich bin über deine Manussriptschublade nicht die Startseite zu dir gekommen um bei dir zu lesen, früher über deine Gedichte, dann hattest du länger nichts mehr eingestellt was ich sehr bedauerte...
bei mir ists im Grunde sehr einfach - den Link:
https://wokinisblog.blogspot.de
aufrufen und 1 x klicken, schon bist du immer auf der Startseite,,, dann " wandert man halt wenn man es will...
in meinen Titeln der Beiträge bin ich seeehr flexibel,
erfinderisch und nicht einschätzbar,
denn die denke ich mir zwischendrin oder erst am Ende oft aus...
Ehe ich beherzt loslege steht meist kener fest, das irritiert vielleicht sollte! man mich unter einer Suchmaschine suchen wollen, aber unter
Angelface
sieht man auch im Netz die Seite der Wokini.
helfe ich dir mit dieser kleinen Erklärung weiter?
herzliche Grüße angel