Frei nach dem Motto „was kümmert mich, in sich verändernden Zeiten, mein Geschwätz von gestern“, beziehungsweise: klug ist, wenn ich so handle, wie es sich jetzt richtig anfühlt, vermelde ich nun das Folgende.
Dienstag, 15. Dezember 2020
Bald 60 - 50
Montag, 14. Dezember 2020
Bald 60 - 49
Das Arbeiten oder besser gesagt, das schnelle Erfassen dessen, worauf es in bestimmten Berufen und Berufsfeldern ankommt, habe ich unter anderem in meinen Zwanzigern gelernt als ich ein paar Jahre lang ganz unterschiedliche Aushilfsjobs für jeweils eher kurze Zeiträume angenommen habe.
Erstens gab
es selten aufwändige Einführungen, in das, was zu tun war und zweitens sind
langjährige Mitarbeiter, die sich naturgemäß gut in der jeweiligen Firma
auskennen, froh über jemanden, der ihnen interessiert zuhört und bei dem sie
nicht vorsichtig sein müssen, mit dem, was sie erzählen, weil er oder sie keine
Konkurrenz oder besonders ernst zu nehmen ist.
Aushilfen
werden genauso wahrgenommen und so ist das die beste Position, um einiges über
Firmen, Firmenstrukturen, Menschentypen und konkrete Arbeiten,
Arbeitsauffassungen und Arbeitsabläufe zu lernen.
Bei der
Stadtsparkasse habe ich noch als Festangestellte in der Abteilung Dokumentation
unter anderem oft die Aufgabe einer überforderten Kollegin übernommen.
Sie war als
Halbtagskraft dafür zuständig den Pressespiegel für die Vorstandsmitglieder und
leitenden Angestellten im Haus und den Geschäftsstellen zu KLEBEN!, zu
fotokopieren und anschließend im Haus zu verteilen.
Mitte der
80er Jahre. Die beiden studierten Kollegen haben morgens etwa 15
Tageszeitungen quergelesen und angestrichen, was ausgeschnitten und aufgeklebt
werden sollte. Die weiteren Ausführungen habe ich gerne übernommen.
Erstens
hatte ich am Fotokopierer trotz konzentrierten schnellen Arbeitens meine Ruhe
und zweitens konnte ich anschließend treppauf treppab durchs Haus marschieren
und vor allem jede Menge Neuigkeiten aus den Vorzimmern der Vorstandsmitglieder
aufschnappen, beobachten, bzw. erzählt bekommen.
Wissen und
Kenntnisse, die sich summieren.
Kurze Zeit
später habe ich einige Zeit im Nachtdienst im technischen Zentrum des gleichen
Unternehmens gearbeitet. Die Aufgabe dort war das Beisortieren von Anlagen zu
Kontoauszügen. Per Hand. Eine wirklich schöne Arbeit. Beginn war um 20 Uhr und
fertig waren wir meistens kurz nach Mitternacht.
Dort
arbeiteten hauptsächlich Mütter, deren Männer abends von der Arbeit heimkamen,
die Kinder übernahmen und ins Bett brachten. Morgens zum Wecken und den ganzen
übrigen Tag waren sie selbst ja wieder zu Hause.
Eine
eingespielte Abteilung mit strenger zielgerichteter freundlicher Führung. Die
Arbeit ging allen, auch mir nach kurzer Zeit, bereits so leicht von der Hand,
dass wir, während die Augen und Hände sortierten, die Münder und Ohren gut und
interessant beschäftigt hielten.
Da wir alles
Frauen waren und all das noch im letzten Jahrhundert stattfand, wurden wir
nachts mit Sammeltaxen nach Hause gefahren. Welch ein Service. Damals.
Apropos
Frauen. Vermutlich im ähnlichen Zeitraum hatte ich einen kurzen Job im
Frauenarchiv, das der, Ende der Siebziger Jahre von Alice Schwarzer
gegründeten, Zeitschrift EMMA angegliedert war.
Während der
PorNO-Kampagne der EMMA, in der angeprangert wurde, dass Frauen zunehmend
erotisch und/oder fast nackt in den gängigen Zeitschriften und Werbungen dieser
Zeit abgebildet wurden, suchten sie eine Aushilfe, die genau diese Abbildungen
aus den Zeitschriften für das Archiv fotokopierte.
Damit war
ich viele Tage beschäftigt und amüsiere mich noch heute darüber, dass sie so
viel Akribie an den Tag legten, im Dunstkreis der erbitterten Kampagne, die
speziellen Bilder einzeln herauszusuchen, statt einfach die entsprechenden
Zeitschriften in Schober zu packen und abzustellen.
Viele Monate
habe ich fast täglich in einer Frittenbude gearbeitet, in der sich die
Festangestellten nicht einmal einen Arztbesuch erlauben konnten, ohne gekündigt
zu werden.
Ein Arbeitsklima der Angst. Schon damals. Menschen, die, ungelernt auf diese Arbeit, beziehungsweise das daraus resultierende Geld, angewiesen waren, hart arbeiteten und sich doch oder gerade deshalb manch kleine Unregelmäßigkeit oder Liederlichkeit erlaubten, die, so sie denn auffielen, sofort ohne langes Zögern zu fristlosen Kündigungen führen konnten.
In manch
einem Fall konnte ich helfen, weil ich mich, nicht sehr angewiesen auf genau
diesen Job, unerschrocken für manch eine Kollegin einsetzen konnte. Oft war
aber auch das vergeblich und mir wurde manchmal, trotz guter Arbeit
meinerseits, angedeutet, dass sie es, wenn es mir dort nicht gefiele, gerne
versuchen wollten, ohne mich zurecht zu kommen.
Diesen Job
mochten meine WG-Mitbewohner allerdings besonders, weil ich allabendlich einige
der übrig gebliebenen wunderbar belegten Baguettes und Brötchen mit nach Hause
brachte. Die hätten wir eigentlich wegschmeißen müssen. Habe ich einfach nicht
gemacht.
Aufgehört
habe ich dann eines Tages von selbst dort, weil die Schikanen und
Drangsalierungen vom Chef immer skurriler, ungerechter und unvorhersehbarer
wurden.
Ich habe so
manchen Laden von innen gesehen, jede Menge verschiedener Cheftypen,
Führungsstile, Kollegen, Arbeitseinstellungen, Betriebsklimas und Hierarchien
erlebt, beobachtet und viel gelernt. Über Menschen, Gruppen, Firmen, Erfolg und
über mich.
Ich mag es
heute noch sehr, betriebsinterne Abläufe zu sehen. Mitarbeitend, davon hörend
oder einfach nur beobachtend.
Am Liebsten
natürlich solche, in denen Menschen wie sie sind wertgeschätzt werden und das
Klima fein ist. Am Liebsten natürlich solche. Wenn möglich.
Sonntag, 13. Dezember 2020
Bald 60 - 48
Als wir die Füße noch täglich unter den elterlichen Tisch stellten, bzw. in meinem Fall im Schneidersitz auf dem Stuhl an eben diesem Tisch saßen, sollten wir in der Woche vor Weihnachten unsere Zimmer in der Weise gründlich aufräumen, dass wir Platz schaffen für die Geschenke, die in großer Zahl am Heiligabend in unseren Besitz übergehen würden.